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Der Mäßigkeitsverein Gestorf, Gestorfs ältester bekannter Verein.

(Quelle: Hannover 74 Calenberg Nr. 555)

Im Jahre 1839 oder zu Beginn des Jahres 1840 wurde in Gestorf ein Mäßigkeitsverein gegründet, dem am 2. April 1840 50 Personen angehörten. Der Verein hatte das Ziel der Alkoholenthaltsamkeit, und die Mitglieder mussten dem Alkoholgenuß entsagen. Dies Ziel wurde u.a. in den 1843 gedruckten Vereinsstatuten festgeschrieben. Bei den Vereinszusammenkünften durften auch keine religiösen und politischen Meinungsverschiedenheiten und sonstige Streitereien ausgetragen werden.

Wenn man in den Sterberegistern der Kirchenbücher in der Zeit um 1800 immer wieder liest, er (und auch sie) hat sich zu Tode gesoffen oder er (sie) war dem Gesöff ergeben, so kann man verstehen, dass es auch Alkoholgegner gab, die die Gründung eines Mäßigkeitsvereins begrüßten und ihm beitraten.

In Amerika gab es schon seit 1813 Versuche, das Schnapstrinken durch die Gründung von freien Anti-Branntwein Vereinen zu bekämpfen. 1837 entstanden die ersten Vereine gegen das Branntweintrinken in Deutschland, und bereits im Jahre 1843 zählte man Mäßigkeitsvereine mit rund 36.000 Mitgliedern. Ihren Höhepunkt hatten die Mäßigkeitsvereine in der Zeit von 1840-1855/60. Ideell wurden die Mäßigkeitsvereine von den Fürstenhäusern gefördert. Das Amt Kalenberg mischte sich in die Veranstaltungen dieser Vereine nicht ein. Die Mitglieder der Vereine kamen regelmäßig zusammen, um ohne Alkohol die Geselligkeit zu pflegen und Mäßigkeitslieder zu singen. Die Gerstenbergsche Buchdruckerei in Hildesheim druckte die "Hildesheimschen Mäßigkeitslieder", ein mehrseitiges Liederbuch, aus dem auch die Gestorfer Mäßigkeitsmitglieder gesungen haben.

Ob in den Städten nach dem Abebben der Mäßigkeitsbewegung diese in der Heilsarmee aufgegangen ist, die Organisationen gleichen einander, und ob auf den Dörfern und Kleinstädten nach dem Niedergang der örtlichen Mäßigkeitsvereine die Gesangvereine die Nachfolgevereine waren, konnte von mir nicht restlos geklärt werden. Die Statuten des Mäßigkeitsvereins und die ersten Statuten des Gesangvereins weisen in Gestorf eine Gleichheit auf, die vermuten lässt, dass der zwischen 1855 bis 1863 eingegangene Mäßigkeitsverein von dem 1864/65 gegründeten Männergesangverein Concordia Gestorf fast nahtlos im Gesang und der Geselligkeit abgelöst wurde, nur das Liedergut veränderte sich.

Die Gründung des Mäßigkeitsvereins um 1839/40 hat sicherlich der Gograf Armbrust betrieben und gefördert. Er war es, der dem Amt Kalenberg vom Mäßigkeitsverein berichtete, und er wird auch der Vorsitzende des Vereins bis zu seinem Wegzug von Gestorf im Jahre 1854 gewesen sein.

Am 2. April 1852 hatten die folgenden Gestorfer Einwohner ihre Mitgliedszugehörigkeit zum Mäßigkeitsverein Gestorf durch ihre Unterschrift bestätigt:
Gograf Armbrust, Vogt C. D. Behnsen, Maurermeister H. Pohle, Friedrich Jäger, die Lehrer W.Schüler, J. W. Germs, Biermann und der jüdische Lehrer Asch, Leinen und Drellmacher Conrad Namendorf, Friedrich Rettberg, Heinrich Ritter, Behnsen jun., die Maurer Friedrich Meine, Hormann, Fr. Heune, Fr. Rössing und Ernst Bäre, die Schuhmacher Schmidt, Fr. Dierßen, Fr. Stamme, Gymnasiast Louis Armbrust, Tischler H. Heune, Heinrich Meier, Conrad Meier, Heinrich Schmidt, Vollmeier Conrad Freimann, Fr. Freimann, Fr. Freimann, Aug. Battmer, Gärtner Wächter, G.Fr. Höltjer, Tischler H. Heune, Drechsler H. Lange, Fr. Möller, E. Möller, die Bäcker Karl Siebke und Fr. Masemann, Fr. Karthäuser, C. Höfer, H. Blume, H. Holzhausen, C. Holzgrefe, Chr. Weber, Leibz. Namendorf, Radmachergeselle Christoph Meier, Aug. Sievers, H. Schüler, Fr. Schüler, Chr. Schüler und Mitglieder aus Eldagsen, Jeinsen und anderen Dörfern.

Von der weiteren Tätigkeit des Mäßigkeitsvereins Gestorf gibt es noch einige Berichte des Gografen Armbrust an das Amt Kalenberg.

Am 6. Januar 1845 berichtete der Gograf, dass dem Mäßigkeitsverein Gestorf 83 Mitglieder angehören. Von diesen wohnten 58 Mitglieder in Gestorf, 9 in Eldagsen, 11 in Bennigsen und 5 in Hüpede. Der Verein bliebe in seiner Wirksamkeit hinter den Wünschen zurück, doch die Erfahrung bringe mit, dass Spott und Verachtung sich ganz gelegt hätten. Es sei längst keine Ehre mehr, wenn jemand einen derben Haarbeutel trage und mehrere Quart Branntwein vertragen könne. Selbst die mäßigen Trinker täten ihren kleinen Schnaps mehr und mehr in der Stille trinken.

Außer in Gestorf gab es 1845 im Amt Kalenberg noch Mäßigkeitsvereine in Pattensen, Rössing und Bennigsen.

Am 26. März 1848 zeigt der Gograf Armbrust dem Amt Kalenberg an, dass die Gestorfer keine Neigung hätten, Mäßigkeitsvereinsmitglieder zur Ständeversammlung nach Hannover zu senden. Ferner berichtete er, dass dem Förster Peter Nr. 85 im Baumhof des Abends in der Dunkelheit die Fenster von 2 unbekannten Personen eingeschlagen seien. Nach dem Wegzug des Gografen Armbrust im Jahre 1854 scheint sich der Mäßigkeitsverein in Gestorf allmählich aufgelöst zu haben. Es wird nichts mehr von ihm berichtet.

Am 18. August 1863 wurde nochmals ein kontinentaler Mäßigkeitskongreß in Hannover abgehalten. Es ist kaum anzunehmen, dass der Gestorfer Verein noch Abgesandte zu diesem Kongreß in Hannover geschickt hat.

Nachfolgend eine Titelseite und eine Liederblattseite von den "Hildesheimer Mäßig-keitsliedern", von denen drei Hefte zu einem Liederband zusammengefasst sind, der auf 32 Blattseiten 26 Mäßigkeitslieder enthält.

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