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Der Kriegerverein Gestorf 1885

In fast allen Städten und Dörfern wurden in den Jahrzehnten nach dem deutsch/französischen Krieg von 1870/71 Kriegervereine gegründet. In Gestorf kamen im Jahre 1885 Männer zusammen, die als Soldaten gedient und an Feldzügen in den Kriegen 1864, 1866 und 1870/71 teilgenommen hatten.

Am 31. August 1885 wählten die 36 Mitglieder des neugegründeten Kriegervereins einen Vorstand. Es wurden gewählt: Heinrich Eicke (Präsident), Friedrich Namendorf (Stellvertreter), Heinrich Kleine (Schriftführer), Friedrich Wiegrebe (Stellvertreter). Beisitzer wurden Heinrich Hoffmann, Heinrich Stieghöfer und Louis Hinz.

Weitere Gründungsmitglieder waren: Friedrich Alves, Heinrich Fobbe, Friedrich Freimann sen., Konrad Freimann I, Konrad Freimann II, Wilhelm Grupe, Ernst Hennecke, Heinrich Jürgens, Fritz Jürgens, Karl Klamroth, Friedrich Kösel, Heinrich Lange, Fritz Meier I, Fritz Meier II, Konrad Meier, Gottlieb Namendorf, Wilhelm Riechers, Heinrich Ritter, Wilhelm Röhlecke, Friedrich Rokahr, Friedrich Ruthenberg, Konrad Schrader, Fritz Städler, Christian Sustrate, Heinrich Töpfer, Heinrich Wagener, Wilhelm Wagener, Friedrich Wissel und Heinrich Wöhlecke.

Vom Vereinsleben und seinen Tätigkeiten vor dem 1. Weltkrieg ist wenig und von 1920 bis 1939 nicht viel mehr bekannt. Das Wenige, das ich aufgefunden und noch aus eigener Erinnerung weiß, möchte ich berichten:

1897 gehörten zum Kriegerverein Gestorf 90 und 1909 70 Mitglieder. Die Mitglieder des Kriegervereins durften nicht vorbestraft sein und mussten eine patriotische deutsche Gesinnung haben. Der Kriegerverein gehörte 1897 dem Deutschen Kriegerbund an.

1908 war der Bäckermeister Friedrich Wiegrebe Nr. 89 und ab 1911 Friedrich Sustrate Nr. 112 1. Vorsitzender des Kriegervereins. Am 21. März 1897 war der Kriegerverein maßgebend an der Pflanzung der Kaiser Wilhelm I Eiche auf dem Gemeindegrund vor der Gaststätte "Weißes Ross" beteiligt. 1897 lobte der Landrat v. Laer den Kriegerverein Gestorf als rührigsten Kriegerverein des Kreises Springe.

1908 veranstaltete der Verein ein dreitägiges Kriegerfest.

1908 schrieb Pastor Sietz in seiner Kirchenchronik Gestorf u.a., dass der Kriegerverein alle Jahr einmal an einem Sonntage einen Schießwettbewerb im Limberg veranstalte und an 2 Tagen Tanzvergnügen im Freien stattfänden.

1912 im Hinblick auf die nächstjährige Hundertjahrfeier der Völkerschlacht bei Leipzig beantragte der Kriegerverein den Bau eines Kriegerdenkmals auf dem Kirchhofe, von dem der Kriegerverein auch die Denkmalspflege übernehmen wollte
(s. Chronik Gestorf II. S. 397 = Das Kriegerdenkmal).

In den beiden Weltkriegen ruhten die Vereinstätigkeiten. Zwischen den beiden Weltkriegen war der Verein sehr aktiv. Folgendes ist aus mündlichen Überlieferungen und eigener Erinnerung geschrieben und ist zeitlich nicht immer exakt einzuordnen: Der Kriegerverein nahm am Dorfleben mit eigenen Zusammenkünften, Veranstaltungen und Kriegerfesten im Rhythmus der jährlich veranstalteten sogenannten Dorfschützenfeste teil, von denen das Kriegerfest im Jahre 1933 in der Veranstaltungsgröße den Rahmen aller nach dem Kriege gewesenen Feste sprengte.

Nach dem 1. Weltkrieg wurde der Schießwettbewerb mit dem Karabiner wieder aufgenommen. In aneinandergereihten alten Steinbrüchen im westlichen Harberg wurde ein Schießstand gebaut, der den Sicherheitsbedingungen der damaligen Zeit entsprach. Im westlichsten Steinbruch, der sich für vielerlei Feiern und Veranstaltungen anbot, befand sich eine Holzhütte, die sich bei Feiern für den Bierausschank und den Verzehr eignete und der Schießstand. Die 100 m entfernte Zwölferringscheibe aus Holz von 1 m Durchmesser konnte von Männern aus einem schußsicheren Unterstand auf Schienen hinaus und hereingerollt werden. 1990 bestand dieser Unterstand noch als Ruine.

Jährlich am 1. Maisonntag zog der Kriegerverein mit dem Blasmusik spielenden Musikverein und mit einer Volksmenge zum Harberg, im Volksmund sogenannten "Scheibenschießen", auf plattdeutsch "Schiebenscheiten". Bei der Holzhütte im alten Steinbruch wurde den ganzen Tag gefeiert. Es gab Bier und auch harte Getränke, Bockwürste und belegte Brötchen u.a.. Es spielte der Musikverein, es wurde geklönt, gesungen und die Schulkinder und Jugendlichen führten eingeübte kleine Volksstücke auf.

Die Schützen des Kriegervereins schossen im Wettbewerb auf die Ringscheibe. Wer am Tage die höchste Trefferzahl erzielte, wurde als Schützenkönig gefeiert. Mit der Blasmusik des Musikvereins, mit Schärpe und der erschossenen Zwölferscheibe wurde er nach seinem Hause geleitet, wo die Scheibe, die mit der jeweiligen Jahreszahl versehen war, als Siegeszeichen im Jahresscheibenschießen-Wettbewerb zumeist hoch über der Haustür oder an einem anderen gut sichtbaren Platz fest angebracht wurde.

Nachdem die Vereinstätigkeit von 1939 bis 1945 geruht hatte, mussten sich auf Befehl der Besatzungsmächte alle Kriegervereine der Vorkriegszeit auflösen. Eine Neugründung erfolgte in den späteren Jahren nicht. Die Zeit der Kriegervereine war vorbei. In anderen Orten war es nach 1945 der Kyffhäuserbund, der als Nachfolgeverein weiter Geselligkeit pflegte, und die den Schießsport in anderer Form ausübenden nach 1950 auflebenden Schützenvereine.

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