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Kurzgeschichten


Dr.Alfred Harms

Vorwort

Geburt - Die Familie Prelle

Mein Heimatdorf Gestorf - Mein Vater - Unsere Wohnung

Doktor Fritze Thies, ein rauhbeiniger Landarzt aus Bennigsen

Meines Vaters Garten
tausende von Schneeglöckchen

Gartenspiele mit Nachbarskindern
Das Eingemachte

Die Hühner

Zweimal war im Winter Schlachtefest

Meine 3 kleinen Kaninchen und der große Kater

Ernst Lampe

Als Schüler in der Gestorfer Schule

Freude am Unfug
verführerisch langen Mädchenzöpfe

Der hohe Herr Schulrat aus dem Lande Sachsen

Kirche und Kirchgang am Weihnachtsabend

Ich musste die Betglocke zum Schlagen bringen

Spiele und Abenteuer in der Kirche

Wir spielten die neuesten Schlager auf der Orgel

Mit Zwillen-Geschossen ließ Hilmar die Uhrenglocke neunmal schlagen

Regenrinnenblei vom Kirchendach

Windhose im Mai 1903

Knabenschlachten

Das Eselgespann Hans und Grete

In der Haller fingen wir Krebse

1912 Kaisermanöver

1914 Der I. Weltkrieg

Pänder Wöhlecke

Brennholzversteigerung - Holzhacken

Mutter war für die Herstellung von Johannis- und Stachelbeerwein zuständig

Wir spielten auf dem Gut der v.Ilten

Lady, unsere kleine Terrierhündin

1914 Der I. Weltkrieg

Ende Juli 1914 brach der Weltkrieg aus. Die meisten Männer Gestorfs hatten gedient und mussten sich an den verschiedenen Orten bei ihren Truppenteilen stellen. Wenn sie abzogen, zu Fuß bis nach Bennigsen, standen die Einwohner Gestorfs am Wege und weinten und winkten. In der Schule mussten wir die Kriegsereignisse in Aufsätzen festhalten. Auguste Hinze drückte die Stimmung richtig aus, wenn sie da schrieb: Mit Musik wurden Landsturmmänner aus dem Dorf geblasen.

In den ersten Kriegstagen mussten am Rande des Dorfes die beiden Hauptstraßen durch Straßensperren abgeriegelt werden. Es hieß geheimnisvoll, es seien feindliche französische Automobile unterwegs, um quer durch Deutschland dem Bundesgenossen Rußland Gold zu bringen. Ob diese phantastische Geschichte stimmte, wir konnten es nicht ergründen. Jedenfalls, Gestorfer Männer mussten an den Sperren Wache halten. Spione oder Agenten haben sie jedoch nicht gefasst und nicht gesehen.

Die Kriegsschrecken wurden immer größer

Die Schrecken des Krieges wurden mit seiner Dauer auch in Gestorf immer fühlbarer. Die Zahl der Gefallenen wurde immer größer. Jeden Einzelnen kannte man genau und war von seinem Tode mitbetroffen. Meine Familie und mich traf es besonders hart, dass mein ältester Bruder Ewald noch im November 1918, als er aus dem Lazarett entlassen werden sollte, sein Leben lassen musste.

Viele Schwerverwundete kehrten ins Dorf zurück. Sie waren mit ihren Familien trotz der schweren Wunden froh, dass der Krieger wenigstens sein Leben für sich und seine Familie gerettet hatte.

Eine bange Erwartung zeichnete die Züge aller Dorfbewohner, den Postboten sah man nicht gern auf sein Haus zukommen, weil man schlechte Nachrichten von den Angehörigen von den Kriegsschauplätzen befürchtete. Dieser Druck wurde erst genommen und man fühlte sich wieder frei, als der Krieg beendet war.

Die Frauen vollbrachten gewaltige Arbeitsleistungen.
Kriegsgefangene mussten auf den Bauernhöfen arbeiten.

Die Landwirtschaft bekam im Kriege sehr schnell eine ganz andere Bedeutung. Sie musste die Ernährung in Deutschland sicherstellen, und zwar ohne die Hilfe der vielen eingezogenen Landwirte. Die Frauen auf den Dörfern haben in den Kriegsjahren eine gewaltige Leistung vollbracht. Wie viele Frauen habe ich aus dem Kriege in Erinnerung, hinter dem Pfluge, mit der Sense in der Hand, auf dem Erntewagen usw....

Bald kamen Kriegsgefangene, die einzelnen Höfen zugeteilt wurden. Es war schwierig, sie nachts unter Verschluss zu halten. Zu Anfang kamen die Franzosen, zum Teil noch in ihren berühmten roten Hosen. Nachbar Halbmeier Freimann Nr.6 bekam einen Russen, Iwan mit Namen. Er war der sträkste Mann im Dorfe.

Wegen der Nahrungsknappheit sammelten wir im Kriege sonst verschmähte Früchte

Um unsere Rohstoffbasis zu verbessern, verfiel unsere Regierung auf Unternehmungen, die heute seltsam anmuten, damals aber gewisse Erfolge brachten. Allerdings endete der Versuch, Laub von Buchen, Ahorn usw. zu sammeln, es zu trocknen und dann an die Heerespferde zu verfüttern mit einem Fehlschlag. Bei diesem robusten Abrupfen des Laubes sind viele junge Bäume eingegangen. Bessere Ergebnisse brachte das Zusammentragen von langen Brennesselstengeln, deren Fasern zu Nesselstoff verwebt wurden, den große Haltbarkeit auszeichnete, wenn er auch leicht kratzte.

Unsere Familie war mit beachtlichem Erfolg beim Sammeln von Bucheckern engagiert. In den Herbstferien, die manchmal ausdrücklich für diesen Zweck vorverlegt oder verlängert wurden, zogen wir mit der ganzen Familie gleich nach dem Morgenkaffee in das Jeinser oder in ein anderes Holz. Vater hatte im Sommer die besten Möglichkeiten ausgekundschaftet. Am ergiebigsten waren die Bäume, in die ich hineinklettern und deren Zweige ich schütteln konnte. Dann fielen die braunen Eckern gleich auf die Laken, die wir unter dem Baum ausgebreitet hatten, und wir ersparten uns das mühsame Aufpicken jeder einzelnen kleinen Frucht.

Zu Hause wurden die Säcke mit den Eckern auf dem breiten Flur vor den Klassen ausgeschüttet, dann warfen wir die Eckern mit einer Schaufel auf den freien Teil des Flures. Dabei fielen die vollen Eckern sehr viel weiter weg und schon hatten wir sie leicht von den tauben Eckern getrennt.

Die Bucheckern wurden bei staatlichen Sammelstellen abgegeben, und man bekam gewisse Prozentsätze der abgegebenen Menge in herrlichem Buchöl zurück. Mutter war froh, dass sie es hatte. Wir alle haben diese Herbsttage bei gemeinsamer Arbeit im Walde wirklich genossen, auch ein Regen machte uns nichts aus.

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