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Pastor Haccius

Feuerbrünste

2.Schulstelle

Jahrmarkt


Kurzgeschichten

Das Hammellaufen - Eine Hochzeitssitte der Schäfer

1710
... sie wollten keinen alten abgelebten Pastor zum Pfarrherrn haben

1711
Der neue Pastor wollte für die v. Ilten zu Gestorf und den Adel nicht beten

1711/12
Pastor König musste sich fügen. Er wollte bei Beerdigungen v. Iltenscher Familienmitglieder kein Sondergeläut geben

1728/1731
Das gestohlene Altarlaken

1749
Auch Pastor Klippe wollte für Georg v. Ilten kein Sondersterbegeläut geben

1700 - 1750

Das Hammellaufen - Eine Hochzeitssitte der Schäfer

Über einen Hochzeitsbrauch der Schäfer berichteten auf Anfrage des Amtes Kalenberg der Gestorfer Gograf Scheele und Just Henning Hamelmann in Rössing mit einem Bericht fast gleichlautenden Inhalts im September 1748. Bei der Hochzeit eines Schäfers wird ein sogenanntes Hammellaufen veranstaltet. Gäste, die bei einer Schäferhochzeit um den Hammel mitlaufen wollen, kaufen einen Hammel, behängen überall die Wolle mit Knittergold und bunten Papierbändern, befestigen ein kleines Kreuz auf dem Kopf und einen Spiegel über dem Schwanz des Hammels.
Die Hochzeitsleute bringen den Hammel nach dem ausersehenen Laufplatz. Hier wird eine kurze Stange oder ein Strauch in die Erde gesteckt, an der ein großer Kranz hängt. 2 handfeste Kerls werden zu dem Hammel befohlen. Diese legen dem Hammel eine Leine um den Leib und nehmen ihn so zwischen ihre Beine, dass sie sich gegenseitig den Rücken zukehren. 150 Schritte vom Strauch mit dem Kranz entfernt wird eine Linie markiert, an der die Teilnehmer auf ein Zeichen zum Loslaufen warten. Wer beim folgenden Lauf die Stange mit dem Kranz als erster erreicht und aus der Erde zieht, hat den Hammel gewonnen. Dem Gewinner wird der Kranz auf den Hut gesetzt. Die Anwesenden schließen einen Kreis und beginnen um den Hammel zu tanzen. Jeder Hochzeitsgast versucht nun, etwas Knittergold oder Buntpapier zu bekommen, wer nichts vorzeigen kann, muß (je nach Abmachung) ein halbes oder ein ganzes Quartier Branntwein bezahlen. Die zwei Hüter des Hammels wollen dem Gewinner des Laufens den Hammel richtig abliefern. Die tanzenden Gäste versuchen, den Hütern den Hammel zu nehmen. Die Hüter haben zur Abwehr Prügel in den Händen und schlagen die ihnen den Hammel abnehmen wollenden Tanzenden mit den Prügeln auf die Finger.
Zum Schluss wird der Gewinner des Laufs mit dem Hammel auf eine Bahre gesetzt, die 4 oder 6 Personen nach dem Hochzeitshause tragen. Der Gewinner bekommt einen guten Prügel in die Hand mit dem er zusammen mit den 2 Hammelhütern die übrigen Hochzeitsleute abwehrt. Diese tragen lange Röcke und versuchen mit Stecknadeln, den Gewinner zu Pricken. Der Letzte beim Hammellauf bekommt auf dem Weg nach dem Hochzeitshaus einen großen Holzklotz auf die Achseln gelegt. Alle 30 Schritt wirft er den Holzklotz auf die Erde. Alle trinken etwas und man legt ihm den Holzklotz wieder auf die Schultern. Im Hochzeitshause angekommen, wird die Bahre mit dem Laufgewinner und dem Hammel auf den Tisch gesetzt. Dann kommt die Braut, schneidet dem Hammel etwas Wolle vom Körper und gibt diese dem Bräutigam. Daraufhin sprechen die Schäfer: "Die Braut ist in unsere Gilde aufgenommen."
Jeder der Männer versucht nun mit der jungen Frau zu tanzen. Wer kein Knittergold oder Buntpapier abbekommen hat, muß Wein oder Branntwein spendieren, der von sämtlichen Hochzeitsgästen verzehrt wird.

(Quelle: N.St.A. Hann.74 Calenberg Nr.554)


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