Zeitungsartikel 1982:

"Der Gestorfer Naturstock" - Im Harberg war wieder Schnapssuche.

Im Gestorfer Harberg unweit der Straße nach Eldagsen, wird seit Generationen ein besonderer Brauch gepflegt, die Schatzsuche. Nicht nach Gold und Edelsteinen wird in früher Morgenstunde gebuddelt, sondern nach vollen Schnaps- und Likörflaschen. Ein Dutzend brachten fleißige Kinderhände zum Vorschein, um sie gegen einen Obolus an die Erwachsenen weiterzureichen.

Friedel Jungk, Präsident des Harbergvereins, hatte noch eine angenehme Aufgabe vorzunehmen. Fast drei Jahrzehnte gehörte Karl Rohde dem Vorstand an, ehe man ihn als Nachfolger wählte. Für sein nimmermüdes Wirken, der 72jährige frühere Fußballschiedsrichter im Altkreis Springe wird natürlich weiterhin das alljährliche Harbergfest unterstützen, gab es einen hübschen Zinnteller als Dank und Anerkennung.

Friedel Jungk erinnerte an die schöne Zeit unter Karl Meyer, der immer aus Misburg zur Schatzsuche aufbrach. 1985 werden es hundert Jahre, dass die Gestorfer den uralten Brauch pflegen, den einmal ein Malermeister August Böge aus der Taufe hob. Damals war im Fiusthandschen Dörpe just ein Musikverein ins Leben gerufen worden, und weil die wackeren Bläser sich noch nicht so recht an die Öffentlichkeit trauten, beschlossen sie Pfingsten eine Wanderung in die Umgebung. Gut eingedeckt mit Feuerwasser landeten sie schließlich im Harberg, um dort ihrem Hobby zu frönen. Wie es geklappt hat, darüber gibt leider keine Chronik mehr Auskunft. Dafür aber über ein Überangebot von Schnaps, das die wackere Truppe nicht ganz verkonsumierte. Er wurde im Harberg verbuddelt und so war das alljährliche Fest geboren.

Ein Naturstock kam dazu, der alljährlich versteigert wird, um finanziell über die Runden zu kommen. Diesmal ging er an den Alfelder Hans Dreissig, der ihn 1983 mit einer neuen Schleife wieder abliefern muß. Auf alle Fälle ist das nächste Fest gesichert. "Wir haben zur Zeit einen schönen Batzen in der Kasse, so dass uns auch ein total verregnetes Pfingsten nicht aus der Bahn werfen könnte", gestand Friedel Jungk im kleinen Kreis. Er wünscht sich, dass die Vorbereitungen für das 100jährige gut laufen und der Harbergverein 1985 vielleicht Ausrichter des örtlichen Volksfestes wird. Ein solcher Anlass könnte zusammen mit dem Musikverein über die Bühne gehen und für fröhliche Tage sorgen.